Diesesmal fuhren wir schon am Freitag auf das spitzenmäßige Partygelände direkt am See. Freitags hielt sich der Besucheransturm noch auf einem familiären Level, so dass alle Gäste, die es wegen der Nähe zum See etwas fröstelte, am Lagerfeuer Platz fanden. Das Feuer diente zwei Gästen zugleich als „Küche“: Sie verpackten einiges Essbares im Rohzustand in Alufolie und schoben das Ganze einfach in die Glut. Das Ergebnis sah zwar nicht besonders gut aus, wurde aber trotzdem gegessen. Laut Geräuschpegel müssen sich einige erst gegen Morgen eine Mütze Schlaf geholt haben. Das galt vermutlich auch für die beiden 100-Kilo-Biker neben uns, die verzweifelt versuchten, in ein Mini-Pack-Zelt zu kriechen, das eigentlich schon für einen von ihnen deutlich zu klein war. Fast schon tragisch (zumindest für die beiden), sah aber sehr lustig aus.
Am Samstag traf sich alles wieder in alter Frische am Ausschank, wo für die 10 Mark „Eintritt & Verpflegung“ ein ordentliches Frühstück mit Kaffe, Tee, Wurst, Marmelade usw. auf die hungrigen Aufsteher wartete. Beim Verzehr der ersten festen und flüssigen Nahrung konnte man vom schattigen Platz unter den Markisen aus wunderbar das morgendliche Treiben beobachten: Haare waschen im See, Achselhaare rasieren, stylen (nicht nur Weiblein!) usw. Dabei stellten wir mit Erstaunen fest, wie oft sich eine Frau auf einem Treffen umziehen kann, auch wenn Sie „eigentlich gar nichts dabei hat“. Die spontane Idee, einen „Im-Bikini-ins-Zelt-bücken“-Contest ins Leben zu rufen, wurde mangels entsprechender Bewertungstafeln leider wieder aufgegeben. Auch stand einer der Alufolien-Backofen-Esser vom Vorabend auf und entledigte sich gleich einmal der Nahrung an Ort und Stelle. Um diese Hinterlassenschaft kümmerte sich dann später einer der anwesenden Hunde.
So langsam machten sich diejenigen, die sich nicht Richtung See oder Bierquelle orientierten, zu kleineren Touren auf, um der Verlockung des Alkohols zu wiederstehen und nachmittags am Poker-Run teilnehmen zu können. Nach und nach setzten sich bei herrlichem Wetter 41 Bikes in Gruppen in Bewegung. Wieder am Partygelände eingetroffen, wurde die letzte Karte gezogen und dann bewertet, was das Blatt denn so „hergab“. Zur Verbesserung eines schlechten Blattes bestand noch die Möglichkeit des Tauschens: Nach einem Wurf auf drei in ca. 3 Metern Entfernung auf einer Bierbank aufgestellte Dosen durfte man soviele Karten tauschen, wie man Dosen getroffen hatte. Hört sich einfach an, aber da sich die Ziele nicht auf der gleichen Höhe befanden wie z. B. in einer Wurfbude auf dem Rummel, war Fingerspitzengefühl gefragt (ich wenigstens hab trotz üben nix getroffen). Immerhin 40 % der gesamten Startgeldsumme sicherte sich schließlich ein Teilnehmer mit einer Großen Straße, die Plätze 2 und 3 mit den entsprechenden Gewinnbeträgen mussten wegen Gleichstandes (Königs-Drilling) bei einem richtigen Poker-Game am Tisch „ausgekartelt“ werden. Zwischenzeitlich wurde das Gelände von immer mehr Bikes bevölkert. Zum späten Abend waren es so viele, dass - wie sich später herausstellte - einige unglückliche Parker erst am Sonntagvormittag die Heimreise antreten konnten. Aber noch ließen sich die Bikes bewegen, und zwar zum Loudest-Pipes-Wettbewerb. Fast selbstverständlich gewann hier eine Harley mit 128,7 dB, allerdings eine „Sporty“, bei der noch dazu einige Teile der Endtöpfe fehlten. Ganz soviel brachte das freilich nicht, denn den zweiten Platz erreichte eine Maschine mit 128,1 dB. Name, Adresse und Kennzeichen der Gewinner veröffentlichen wir an dieser Stelle aus verständlichen Gründen logischerweise nicht. Der Bungee Run. Vielleicht extra hierfür waren inzwischen die Sanis eingetroffen, denn die ersten Anläufe gingen zwar noch gut, dann aber versuchte sich einer der Probanten im „Freien Rückwärtsfliegen“. Gottseidank war ihm bei der spektakulären Darbietung nichts Ernsthaftes passiert und er konnte nach wenigen Minuten von den Sanis wieder entlassen werden. Lothar und Florian nahmen hieran auch teil.
Zwischenzeitlich hatte dann auch die Band, die eine Mischung zwischen Country-Rock und Western bot, ihr Abstimmarbeiten beendet und legte los. Die Musikmischung stieß auf geteiltes Echo, sorgte aber zumindest für ein volles Zelt. In der Pause wurden dann - wie bereits zuvor angekündigt - die Preise und Pokale verliehen. Auch die Dürener, die dem Club mit ihren Besuchen schon lange die Treue halten, erhielten ein Präsent. Am Sonntag war wieder für ein anständiges Frühstück gesorgt, allerdings konnte es nicht so ruhig und beschaulich wie am Vortag eingenommen werden, da der Abbau der Theken im Zelt bereits in vollem Gange war und der Ansturm auf die Kaffeekannen wesentlich stärker ausfiel. Der zeitige Abbau hat zwei Vorteile: Zum einen kommt das Zelt schon am Sonntag zurück zum Verleiher, was Kosten spart, zum anderen sieht so der geneigte Partybesucher, dass wahrlich noch genügend Arbeit für die Veranstalter übrig bleibt, wenn er selbst schon zu Hause ist und bequem die Beine hochlegen kann. Übrigens: Den schönen Partyplatz direkt am See bekommt der Harley-Davidson Owners Club Ulm/Neu-Ulm nur, weil nach der Fete von Hand alle Zigarettenkippen sowie sonstiger Müll aufgesammelt und der Reingewinn der Veranstaltung einer caritativen Einrichtung gespendet wird.